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Haut & Hormone

 

INTERVIEW - Wie Hormone die Haut beeinflussen und welche Pflege Sie bei hormonell bedingten Hautbildern anwenden können, haben wir (Beauty Forum) Dr. Hans Lautenschläger gefragt. Der Naturwissenschaftler verrät, wo hormonell wirksame Stoffe ihren Einsatz finden und was sie im Körper auslösen können.

 

BF: Wie wirken Hormone auf die Haut und wie zeigt sich das?

Sexualhormone sind für die Entwicklung im Kindesalter, für die Pubertät, die Fortpflanzung, die Wechseljahre und das Altern zuständig. Dementsprechend verändert sich der Hormonhaushalt während des Lebens immer wieder. Darüber hinaus kommen mit der Antibabypille, den Hormontherapien bei Krebsleiden und Wechseljahresbeschwerden und nicht zuletzt durch Haarwuchspräparate hormonell wirksame Stoffe in den Körper. Eine weitere Quelle sind endokrine Disruptoren aus Nahrung, Hautpflege und Umwelt.
Die Auswirkungen dieser Stoffe auf die Haut sind individuell und nach Geschlecht sehr unterschiedlich. Beispielsweise können in der Pubertät1 fettige Haut und Akne2, bei Frauen später Cellulite3, Mischhaut4 und Akne tarda5 sowie in den Wechseljahren6 trockene Haut7,8 und Veränderungen im Intimbereich9 auftreten. Vielfach bessert sich der Hautzustand aber auch - wie z. B. in der Schwangerschaft10. Auch bezüglich Haarausfall und verstärktem Haarwuchs gibt es je nach Geschlecht und Körperregion ganz unterschiedliche Effekte11. Durchweg positive Wirkungen werden von den Phytohormonen12,13 beschrieben.

BF: Welche Pflege ist dann sinnvoll?

Neben der Änderung von Hormondosierungen und der Kontrolle endokriner Disruptoren kann man bei unerwünschten Hormonauswirkungen nur symptomatisch behandeln. Bei unreiner Haut und Akne sind beispielsweise Proteasehemmer, essenzielle Fettsäuren und regenerationsfördernde Vitamine, bei fettiger Haut sebumsuppressive Stoffe und bei trockener Haut Moisturizer und filmbildende Stoffe von Bedeutung. Cellulite und Haarwuchsprobleme sind ein separates und komplexes Thema.

BF: Wo finden sich hormonell wirksame Stoffe in Kosmetika und welchen Einfluss hat das auf den Körper/die Haut?

Phytohormone alias Isoflavone sind ein häufiger Begleiter in Naturextrakten und z. B. in Soja- oder Rotklee-Auszügen in höheren Konzentrationen enthalten. Isoflavone werden als solche in der INCI nur dann deklariert, wenn sie in reiner Form (Beispiel: Genistein) oder als Glucosid (Verbindung mit Glucose; Beispiel: Genistin) eingesetzt werden. Ihre vielfältigen Wirkungen finden meist in Anti-Aging-Präparaten Verwendung.
Verwandte der Prostaglandine werden gezielt verwendet, um das Wimpernwachstum anzuregen. Bei einer Anzahl von Stoffen, die schon lange in Kosmetika enthalten sind, vermutet man, dass sie wie die Hormone auch mit Hormonrezeptoren interagieren können. Man hat sie unter anderem in der Muttermilch nachgewiesen. Andere Untersuchungen basieren in der Mehrzahl auf statistischen Erhebungen, strukturellen Ähnlichkeiten mit Hormonen und auf in-vitro-Experimenten.
Die Ergebnisse sind zum Teil widersprüchlich und ermöglichen keine abschließenden Bewertungen. Zu den betreffenden Stoffen, die zu Recht oder Unrecht als endokrine Disruptoren bezeichnet werden, gehören z. B. die Parabene (Konservierungsstoffe), einige ältere Sonnenschutzfilter, Weichmacher (Phthalsäureester) und das Desinfektionsmittel Triclosan. Letzteres ist vor kurzem in Präparaten verboten worden, die nach der Anwendung auf der Haut verbleiben (Leave-on-Produkte). Ob und wie sich endokrine Disruptoren nach längerem Gebrauch speziell auf die Haut auswirken - darüber ist immer noch sehr wenig bekannt.

BF: Was bedeutet der Verzicht auf diese Stoffe? Welche Alternativen stehen zur Verfügung?

Parabene lassen sich gegen andere Konservierungsstoffe der KVO austauschen. Empfehlenswerter sind allerdings konservierungsstofffreie Formulierungen.
Auch alle anderen mutmaßlichen endokrinen Disruptoren können ohne Nachteile für die Verwender weggelassen oder ersetzt werden. Allerdings ändern sich in dem einen oder anderen Fall die Produktionskosten, z. B. wenn man den mit Phthalsäureestern denaturierten Alkohol (INCI: Alcohol denat.) durch teuren, versteuerten Trinkalkohol ersetzt.
Die multifunktionellen Phytohormone lassen sich nur durch Wirkstoffkombinationen ersetzen Für ihren Ersatz besteht derzeit aber kein Anlass, da sie auch mit der Nahrung aufgenommen werden und das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) diesbezüglich Entwarnung gegeben hat.
In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass gegenwärtig die auf Rezept erhältlichen Hormoncremes Hochkonjunktur haben.


Das Interview führte Martina Schmieder

 

Quellenangaben (nicht im Original-Interview)

  1. Hautpflege während der Pubertät, Kosmetik International 2009 (10), 20-23
  2. Akne - Möglichkeiten der kosmetischen Prävention, Beauty Forum 2015 (2), 88-91
  3. Cellulite von A bis Z, Kosmetische Praxis 2011 (1), 10-13 und 2011 (2), 10-12
  4. Mischhaut - Haut mit zwei Gesichtern, Kosmetik International 2005 (11), 32-34
  5. Akne - Prävention und Pflege, Kosmetik International 2003 (5), 27-31
  6. Hormonzyklen - Hautpflege im Klimakterium, Kosmetik International Best Ager 2009, 26-28
  7. Moisturizer in der Hautpflege, Beauty Forum 2011 (3), 86-88 und 2011 (4), 46-49
  8. Wasserhaushalt der Haut - Moisturizer & Co., medical Beauty Forum 2014 (1), 18-20
  9. Die Facetten der Intimpflege - Weniger ist mehr, medical Beauty Forum 2014 (2), 35-37
  10. Im Anflug - Die Landung vorbereiten - Hautpflege bei Schwangeren, Kosmetik International 2012 (10), 26-29
  11. Damit es sprießt - Wirkstoffe und Wirksysteme, die den Haarwuchs fördern, medical Beauty Forum 2013 (2), 37-39
  12. Auf dem Prüfstand - Phytohormone, Kosmetische Praxis 2006 (1), 13-15
  13. Flavone und Isoflavone - die Wirkstoff-Generalisten, Kosmetik International 2016 (10), 62-65

 


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veröffentlicht in
Beauty Forum
2018 (4), 60-61

 
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