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Behandlung von Problemhäuten - eine Übersicht

 

Will man ein Haus sanieren, beginnt man am besten mit dem Dach. Auf die Problemhaut bezogen hat die Hautbarriere Priorität. Dann folgt die Renovierung sprich Regeneration. Doch welche Wirkstoffe sind dazu geeignet? Orientierende Hilfen gibt der folgende Beitrag.

 

Bei Abweichungen von der Normalität gestaltet sich die Hautpflege immer schwierig. Die Präparate sollen schützen, aber die Wirkstoffe perfekt dorthin kommen, wo sie benötigt werden. Gemäß der von Prof. Dr. Albert Kligman begründeten Korneotherapie löst man diesen "gordischen Knoten", indem man erst Wirkstoffe mit Trägerkörpern in die Haut schleust und dann mit lamellaren Cremebasen die Barriere schließt, ohne sie zu versiegeln. Die Auswaschverluste von Wirkstoffen und Pflegekomponenten bei der Hautreinigung sind dann nur gering.

Die einzelnen Schritte

Die Behandlungen von Akne, Neurodermitis & Co gehören selbstverständlich in ärztliche Hände. Jede Problemhaut benötigt darüber hinaus aber eine geeignete kosmetische Pflege, die mindestens ebenso wichtig wie eine medikamentöse Behandlung ist. Hautanalyse und profundes Hintergrundwissen über kosmetische Wirkstoffe sind dabei entscheidend, um gute Resultate zu erreichen. Denn ergebnisloses Ausprobieren kostet Zeit und nervt die Betroffenen. In der Tabelle finden Sie Anhaltspunkte, welche Wirkstoffe in Frage kommen.

 

Haut-Typ

Reinigen

Peeling

Tonisieren (Lotion)

Maske

Massage

Trockene und fettarme Haut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Triglyceride (Milch)

Jojoba-Beads; kein Peeling bei rissiger Haut

Phosphatidylcholin, D-Panthenol

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Linolsäure

Radikalfänger: Oligomere Proanthocyanidine (OPC)

Moisturizer: Aminosäuren, Hyaluronsäure, Glycerin, Aloe, Alginsäuren

Adstringenzien (bei rissiger Haut): Gallussäure, Tannine, Polyphenole

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

Weizen­keimöl, Avocadoöl, Jojobaöl

Barrieregestörte, zu Entzün­dungen neigende Haut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Triglyceride (Milch)

nein

Phosphatidylcholin, D-Panthenol; CM-Glucan vor Nassrasur

Entzündungshemmung: α- und γ-Linolensäure, Boswelliasäuren

Juckreizhemmung: Harnstoff, Allantoin, Fettsäureamide

Antimikrobiell: Betulinsäure

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Linolsäure

Moisturizer: Aminosäuren, Hyaluronsäure, Glycerin; nach La­serbehandlung und Rasur auch CM-Glucan, Alginsäure, Aloe

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

Nacht­kerzen­öl, Weizen­keimöl, Avocadoöl

Altershaut: verhornt, trocken, faltig

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Triglyceride (Milch)

Jojoba-Beads oder Enzyme

Phosphatidylcholin, D-Panthenol

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Phytohormone, Phosphatidylcholin

Moisturizer: Aminosäuren, Hyaluronsäure, Glycerin, Alginsäuren

Stoffwechselanregung: Coffein, Grüner Tee, Coenzym-Q10,

Radikalfänger: Oligomere Proanthocyanidine (OPC)

Faltenreduzierung: Spilanthol, Peptide

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride

Avocadoöl, Weizen­keimöl, Jojobaöl

Normale und Mischhaut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Triglyceride (Milch)

Jojoba-Beads oder Enzyme

D-Panthenol

Moisturizer: Aminosäuren, Glycerin

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

Jojobaöl

Rosacea-Haut Coupe­rose-Haut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Phosphatidylcholin, Azelainsäure (Lotion)

nein

D-Panthenol

Entzündungshemmung: α- und γ-Linolensäure, Boswelliasäuren

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E

Moisturizer: Aminosäuren, Glycerin

Radikalfänger: Oligomere Proanthocyanidine (OPC)

Antimikrobiell: Azelainsäure, Betulinsäure

Gefäßstabilisierung: Sonnenhut, Mäusedorn

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

mit Bestand­teilen der Maske

Fettreiche Haut

Alkylpolyglycoside (Gel)

Jojoba-Beads oder Enzyme

Phosphatidylcholin, D-Panthenol

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Phosphatidylcholin

Bei feuchtigkeitsarmer Haut zusätzlich Moisturizer: Aminosäuren, Glycerin

Hagebut­tenkernöl

Unreine, zu Akne neigende Haut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Phosphatidylcholin, Azelainsäure (Lotion); bei trockener Haut ggf. Triglyceride (Milch)

Enzyme; bei trockener Haut auch Jojoba-Beads

Phosphatidylcholin, D-Panthenol, Azelainsäure

Entzündungshemmung: α- und γ-Linolensäure

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Phosphatidylcholin, Linolsäure, Phytohormone

Antimikrobiell: Azelainsäure

Moisturizer (bei trockener Haut): Aminosäuren, Glycerin

Barriereschutz (bei trockener Haut): Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

Hagebut­tenkernöl, Weizen­keimöl

After Sun

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Triglyceride (Milch)

nein

Phosphatidylcholin, D-Panthenol, CM-Glucan

Entzündungshemmung: α- und γ-Linolensäure, Boswelliasäuren

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, D-Panthenol

Moisturizer: Aminosäuren, Hyaluronsäure, Glycerin, Alginsäuren, Aloe

ggf. mit Bestand­teilen der Maske

Zu Schup­pen­flechte neigen­de Haut

Alkylpolyglycoside (Gel) oder Phosphatidylcholin, Fumarsäure (Lotion)

nein

Phosphatidylcholin, D-Panthenol, Fumarsäure

Entzündungshemmung: α-, γ-Linolen- und Boswelliasäuren

Antimikrobiell: Betulinsäure,

Regeneration: Vitamine A, B3, C, E, Fumarsäure

Barriereschutz: Phytosterine, Ceramide, langkettige Fettsäuren, hydriertes Phosphatidylcholin, Triglyceride, Squalan

mit Be­stand­teilen der Maske

Bemerkungen zu den einzelnen Behandlungsschritten:

  • Reinigen: Alkylpolyglycoside sind ein Beispiel für sehr milde Reinigungskomponenten in Gelen. Triglyceride sind typische fettlösende Bestandteile in Emulsionen (Milch), deren Überschuss nachträglich mit einem Schwämmchen oder mit Wasser entfernt wird. Liposomale Lotionen mit Phosphatidylcholin (PC) sind multifunktionell, d. h. sie reinigen und transportieren gleichzeitig an PC gebundene Linolsäure (antiinflammatorisch) und optional Azelainsäure (antimikrobiell) oder bei Schuppenflechte Fumarsäure in die Haut.
  • Peeling: Jojoba-Beads stehen stellvertretend für sanfte, mechanische Wachsreibekörper. Enzympeelings gibt es in vielen Varianten, z. B. als Pulver, das mit Wasser angerührt eine Zeitlang auf der Haut belassen und dann mit Wasser entfernt wird.
  • Tonisieren: bedeutet, die Haut aufnahmefähig zu machen. Dazu sind Inhaltstoffe wie PC und D-Panthenol notwendig, die die Hautbarriere für die Wirkstoffe der folgenden Maske durchlässig machen. Ausnahme: CM-Glucan.
  • Maske: Im ersten Schritt werden diejenigen Wirkstoffe appliziert, die die Hautbarriere passieren sollen. Danach werden die Barriereschutzstoffe unter leichter Massage aufgetragen (Ausnahmen sind fettreiche Haut und After Sun). Die Massage wird ggf. unter Zuhilfenahme von Massageölen verstärkt.
  • Massage: Die reinen Öle können pur oder in Kombination mit den bei der Maske angegebenen Barriereschutzstoffen verwendet werden. Praktisch sind analog zusammengesetzte Massagecremes.
  • Die Heimpflege kann Wirkstoffe der Maske und die in der Spalte "Massage" aufgeführten Öle enthalten.

Wie man sieht, kann man bei gezieltem Einsatz mit einem relativ kleinen Repertoire an Wirkstoffen viele Problemhäute pflegen. Einige in der Tabelle angegebenen Wirkstoffe stehen stellvertretend für andere mit ähnlicher Wirksamkeit (s. Radikalfänger). Andererseits sind manche Wirkstoffe wie Aminosäuren multifunktionell (in diesem Fall Moisturizer und Radikalfänger), auch wenn sie nur unter einer einzigen Wirkung eingeordnet sind.

Dr. Hans Lautenschläger

 


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veröffentlicht in
Kosmetik International
2012 (8), 16-19

 
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